Eine Bemerkung vorweg - Contracting ist ein Vertrauensgeschäft.
Die Beziehung zwischen Contractor und Contracting-Kunde dauert lange. Das gilt auch für die Beziehung zwischen Contractor und Projektinitiant. Deshalb sind Vertrauen und Partnerschaft zentral. Ein mögliches Vorgehen beim Aufbau eines Wärmeverbunds kann wie folgt beschrieben werden:
Phase 1
In einer ersten Phase fordert der Initiant oder sein beauftragtes Planungsbüro eine Präqualifikation an. Diese Präqualifikation wird bei möglichen Contractoren angefragt.
Aus den Unterlagen, die der Initiant von den angefragten Contractoren erhält, folgert der Initiant, ob sich der mögliche Anbieter eignet. Die Eignung muss für alle folgenden Phasen von Planung und Bau bis zum Betrieb offensichtlich werden. Dieses Abschätzen erfolgt oft anhand rein qualitativer Kriterien. Man stellt Fragen wie: Hat er gute Referenzen? Traut man ihm das Projekt zu? Stimmt sein Vorgehen? Und passt die zwischenmenschliche Chemie zu einer langen Zusammenarbeit?
Die angefragten Contractoren werden die Auskünfte in der Präqualifikationsphase unentgeltlich abgeben. Aus den Contractoren, die Unterlagen zur Präqualifikation¬ eingereicht haben, wählt der Initiant den Geeignetsten für die nächste Phase der Machbarkeitsstudie aus und schliesst mit dem ausgewählten Contractor einen Vorvertrag ab. So wird sichergestellt, dass in der Machbarkeitsstudie nur ein einziger Ansprechpartner, nämlich der ausgewählte Contractor, sämtliche für das Projekt relevanten Voraussetzungen abklärt, wie beispielsweise der Kontakt mit den Schlüsselkunden, den Landbesitzern usw.
Phase 2
In der zweiten Phase erstellt der ausgewählte Contractor eine Machbarkeitsstudie. Die Machbarkeitsstudie gibt darüber Auskunft, ob aus Sicht des Contractors ein Wärmeverbund wirtschaftlich betrieben werden kann oder nicht. Der Contractor arbeitet dazu das Konzept aus: in Bezug auf die Wärmeerzeugung, auf den Erschliessungsparameter und auf die Preise, die der Kunde des Wärmeverbunds etwa bezahlen wird. Der Contractor kann sein Know-how einbringen, den Wärmeverbund im Konzept richtig aufgleisen und so für einen wirtschaftlichen Betrieb sorgen. Hinweis: Im klassischen Vergabeverfahren der öffentlichen Hand ist nicht sichergestellt, dass das Know-how des späteren Betreibers in die Konzeption des Wärmeverbunds einfliessen kann.
Die Machbarkeitsstudie ist entgeltlich. Oft liegen die Kosten einer Machbarkeitsstudie in der Grössenordnung von einem Promille der Investitionssumme, doch sie können davon abweichen.
Phase 3
Zu Beginn der dritten Phase bestimmt der Initiant, ob der Contractor das Fernwärme-Projekt im Detail entwickeln soll.
Dazu wird nun vertraglich geregelt, welche Entschädigung der Contractor vom Initiant erhält, wenn der Initiant später den Fernwärme-Verbund nicht realisiert haben will, obwohl der Contractor das Projekt weiterentwickelt hat. Die Kosten für die Projektentwicklung liegen oft in der Grössenordnung von 2 bis 5 % der zu erwartenden Investitionssumme.
Anschliessend entwickelt der Contractor das Projekt. Dazu betreibt der Contractor die Kundenakquisition, er entwickelt die Bauprojekte für Heizzentrale und Leitungsnetz, er betreibt die Bewilligungsverfahren und er gleist die Verträge zur Energieversorgung auf.
Der Contractor klärt in dieser dritten Phase, ob er den Fernwärme-Verbund tatsächlich wirtschaftlich realisieren kann. Bei positivem Befund wird der Contractor den Fernwärme-Verbund bauen.
Phase 4
In der vierten Phase baut der Contractor nun den Fernwärme-Verbund. Bauplanung und Bau erfolgen in enger Kooperation mit der Standortgemeinde.
Der Initiant wird möglicherweise zum Kunden des Contractors, wie es auch weitere Kunden in diesem Fernwärme-Verbund geben wird. Beispielsweise schliesst eine Gemeinde das Gemeindehaus und das Schulhaus an den Fernwärme-Verbund an.
Phase 5
In der fünften Phase werden die Anlagen im Contracting betrieben. Wo möglich werden die Anlagen später weiter verdichtet und ausgebaut.